Ausschlussdiät
Wissenswert
Spricht man von einer Ausschlussdiät bei unseren Hunden, hat dies meist den Verdacht zu Grunde, dass der Hund auf ein bestimmtes Futtermittel reagiert.
Allergien zeigen sich häufig über Pfoten lecken, entzündete Ohren, Ödeme, Quaddel Bildung, Hot Spots.
Hinzu kommen Symptome der absoluten Unverträglichkeit, die sich besonders über die Haut und die Verdauung (Juckreiz, Blähungen, Kotauffälligkeiten) zeigen
Schnell steht im Raum, dass etwas am Futter nicht vertragen werden könnte.
Das größte Problem ist, dass wir oft nicht wissen, WAS das auslösende Futtermittel ist.
In den gängigen Allergietests wird der sofort auslösende Typ (IgE) gemessen (hier reagiert der Hund sehr wahrscheinlich) und der verzögerte Reaktionstyp (IgG). Beim IgG ist ziemlich sicher, dass der Hund mit diesem Protein bereits Kontakt hatte, wenn es hier zu einer Erhöhung der Antikörper kommt.
Du bekommst dann vom Doc eine Tabelle, in der verschiedene Futtermittel getestet wurden und dort stehen dann Werte zb RK 0 bis RK 5. RK beschreibt die Reaktionsklasse. Bei RK 5 hast Du schon eine ordentliche Reaktion, respektive Immunwert.
Die Höhe des IgG sagt aus, wie häufig der Hund mit Futtermittel X in Berührung gekommen ist. Je häufiger ein Hund damit in Berührung kam, desto unwahrscheinlicher ist dies ein Futtermittel, was man als Kriterium für eine Ausschlussdiät nehmen kann. Es kann aber sein, dass der Hund erst in 3 oder 7 Tagen auf ein Futtermittel reagiert.
Dieser Test sagt mit seinen Reaktionsklassen lediglich aus, womit der Hund noch nicht oder aber auch schon in Berührung kam, worauf er nicht sofort reagiert und was mein mögliches Futtermittel der Wahl sein könnte.
Persönlich empfinde ich Testungen dieser Art als ein gutes Beiwerk, was als Hilfestellung dienen kann, besonders was den IgG Wert betrifft.
Um wirklich fest zu stellen, was der Hund verträgt und worauf er NICHT reagiert, brauchen wir etwas, was der Hund im besten Fall noch nie in seinem Leben bekommen hat, bzw sehr wahrscheinlich noch nicht, so dass sich das Immunsystem damit noch NIE auseinander setzen musste. Bei Tierschutzhunden gestaltet sich das super schwer. Dort wird häufig eine "sehr wahrscheinliche" Proteinquelle gewählt.
Und eben da finde ich den IgG Wert als Hilfsmittel echt gut.
Bekommst Du einen Welpen, ist es wichtig, von Anfang an darauf zu achten, dass der Hund nicht alles von Angus bis Zebra bekommt.
Zählt übrigens auch für Leckerchen! Ist das Protein einmal im Hund gewesen, fällt es für die Ausschlussdiät fast vollständig raus. Der Zeitraum der letztmaligen Fütterung kann berücksichtigt werden. Also bitte nicht die Pferdefleischsticks oder die Straussenkekse in die Futterluke, weil es mal was besonderes sein soll.
Was nun?
Meine persönliche Empfehlung lautet, dass mindestens für 4-6 Wochen EINE unbekannte oder länger her als 6 Monate Fleischquelle, EINE unbekannte Gemüsequelle und EINE unbekannte Kohlenhydratquelle gefüttert wird.
Die Empfehlung nach Meyer/Zentek setzt sogar eine Testphase für neue Futterkomponente von mindestens 8 Wochen an (Ernährung des Hundes, Seite 254)
Nach diesen 4-6 Wochen können weitere Elemente eingebaut werden, die je nach Fütterungsmodell variieren. Allerdings rate ich auch hier, mindestens 2-3 Wochen für jedes neue Element zu warten, da besonders Spätreaktionen in der Verdauung nicht sofort auftreten. Es ist überhaupt kein Problem, wenn ein Hund in diesem Zeitraum nicht zu 100 % alles das bekommt, was er benötigt, Priorität hat hier, dass Ruhe ins System kommt.
In der Rohfütterung sollten nach und nach die Innereien eingeschlichen werden, da es auch Hunde gibt, die zb Rindfleisch sehr gut vertragen, aber mit Innereien überhaupt nicht zurecht kommen. Es wäre demnach kein Problem, dann auf Innereien zu verzichten, man kann diese wunderbar durch entsprechende Supplemente ersetzen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut 6 Monate dauern kann, bis sich eine Fütterung weitestgehend stabilisiert hat. Vorsicht ist meiner Meinung nach besser als Nachsicht. Und zu viel Euphorie lässt den Schuss häufig nach hinten los gehen.
Im Auge sollte aber auch die Darmflora gehalten werden. Ganz häufig ist es so, dass eine nicht stabile Darmflora oder Entzündungen Symptome einer Allergie mit sich bringt. Der Darm ist ein ganz wichtiger Faktor des Immunsystems.
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Es gibt verschiedene Publikationen zur Eliminationsdiät, welche den Zeitraum der Fütterung eines potientielllen Allergens und deren Ausschluss beschreibt
Sehr gut und Aufschlussreich finde ich diese Veröffentlichung
Dissertation von Nicola Stephanie Becker aus 2009, heute Fachtierärztin für Tierernährung und Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik
Text aus Seite 52 "Generell sollte bei einer Eliminationsdiät eine Proteinquelle (Fleisch einer bestimmten, eher
ungebräuchlichen Tierart) und eine Kohlenhydratquelle gewählt werden, die keine
signifikante Rolle in der Fütterung des Patienten in den vorangegangenen 6 Monaten spielte
(Guilford, 1996; Klein et al., 2003) beziehungsweise optimalerweise eine Proteinquelle, der
das Tier vorher noch nie ausgesetzt war (Roudebush et al., 2000). Je weniger Futtermittel zum
Einsatz kommen und je weniger Kontakt das jeweilige Tier mit den auserwählten
Futtermitteln hatte, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Allergen aus der Ration
eliminiert wurde (Kienzle, 2003).
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